Was soll ich sagen, derartige Erfahrungen braucht kein Mensch! Die beste Planung wird neutralisiert, wenn äußere negative Einflüsse ihren Lauf nehmen. Ich fühlte mich fremdgesteuert und im besten Fall, konnte Schadensbegrenzung betrieben werden. Mein Bericht aus der Bau- und Einzugsphase halte ich bewusst kurz. Eigentlich könnte ich ein Buch schreiben.

Wie sollte es anders sein - auf der Baustelle waren unterschiedliche Nationalitäten tätig. Wir konnten uns glücklich schätzen, wenn die Kommunikation teilweise mit Handzeichen klappte. Somit waren wir Teil der Globalisierung und zwar hautnah. Wir alle wissen, wie wichtig Koordination, die Einhaltung von Terminen und die adäquate Ausführung einzelner Gewerke sind. Der Bauträger gab sein Bestes und der Geschäftsführer selbst führte u. a. Baggerarbeiten aus. Ob das aus der Not heraus geschah, Stressabbau war oder sein persönlicher Spaßfaktor - wir wissen es nicht. Es gab während der Bauphase zahlreiche Herausforderungen, denen wir uns, aber auch der Bauträger stellen mussten.

So vergingen Monat für Monat und Woche für Woche. Einige Vorfälle konnten wir nur mit Humor ertragen. Der Einzug und die damit verbundene Übergabe der Wohnung sollte gemäß Kaufvertrag zum 30.09.2019 erfolgen. Prima, dachten wir. Das passt gut in unsere Planung. Wir können Weihnachten in unserem neuen Zuhause feiern. Und schließlich wollten wir unseren dreiwöchigen Südafrika Urlaub am 13.01.2020 antreten. Mitte September mussten wir uns das definitiv abschminken. Konkret heißt das, wir haben dreimal unseren Umzugstermin verschieben müssen. Gott sei Dank, war das mit dem Umzugsunternehmen möglich. Leider betraf die Verschiebung auch die neuen Hauseigentümer, die sehnsüchtig auf unseren Auszug warteten. An diesem Punkt angekommen, war ich emotional äußerst dünnhäutig und genervt. Ich hatte das Gefühl, mir wächst alles über den Kopf.

Ereignisse und Verzögerungen überschlugen sich. An dieser Stelle sei nur ein Beispiel erwähnt. Es wurde im Dezember festgestellt, dass der Abwasserkanal, der eigentlich an der Straße liegen sollte – nicht vorhanden war. Das bedeutete, ein komplett neuer Kanalanschluss musste hergestellt und abgenommen werden. Wir oder besser gesagt, unsere Möbel sind letztendlich am 09.01.2020 unter extremen Bedingungen eingezogen. Die Nächte, bis zu unserem Abflug nach Kapstadt haben wir im Hotel verbracht.

Ja, es war eine sehr anstrengende Zeit, die viel Kraft, Ausdauer und Nerven gekostet hat. Aber es hat sich gelohnt, wir haben die richtige Entscheidung getroffen, dachte ich im Flieger. Jetzt lagen erst einmal drei spannende und erholsame Wochen in Südafrika vor uns. Ob wir nach unserer Rückkehr wieder ins Hotel müssen oder in unsere Wohnung dürfen, stand noch in den Sternen. Egal, sagte mein Mann. Jetzt genießen wir erst einmal drei herrliche Urlaubswochen!